Ansichtssache – oder eine Frage der Priorität?
Wussten Sie, dass derzeit in Deutschland viele Apotheker um ihre Existenz bangen?
Neue Regelungen zwischen Krankenkassen und Apotheken werden diskutiert, was darin resultieren könnte, dass ein Apotheker an einem verschreibungspflichtigem Medikament demnächst praktisch nichts mehr verdienen wird. Durch die Begünstigungen der Kassen könnte somit ein ganzer Berufszweig vor dem Aus stehen. Qualität und Service durch entsprechendes Fachpersonal – häufig direkt um die Ecke – sind in Gefahr und betreffen somit uns alle.
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Die Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter. Zum Jahreswechsel 2017 gab es bundesweit 20.032 Apotheken. Das sind 217 weniger als im Jahr davor.
Damit liegt die Zahl der Apotheken einem Niveau wie von 1990, teilte der Branchendienst Apotheke Adhoc unter Berufung auf vorläufige Zahlen der Landesapothekerkammern mit. Die größten Rückgänge gab es demnach in Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. In keinem einzigen Bundesland wuchs die Zahl der Apotheken.
Überdurchschnittliche Rückgänge gibt es auch im Saarland, in Rheinland-Pfalz, Nordrhein, Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und Hessen. In den neuen Bundesländern sind die Apothekenzahlen dagegen weitgehend stabil geblieben,
Nach wie vor wird der Rückgang dadurch aufgefangen, dass unrentable Apotheken in Filialen umgewandelt werden. Jeder Apotheker darf seit 2004 neben seiner Hauptapotheke bis zu drei Filialen betreiben. Die Apothekendichte in Deutschland liegt bei 24,4 Apotheken pro 100.000 Einwohner.
Am Sonntag hat sich Apothekenpersonal aus ganz Deutschland in Berlin getroffen. Mit dem Slogan #retteDeineApotheke wurde für den Erhalt der Apotheke vor Ort demonstriert.
Der Protestmarsch, ist vom Bahnhof Friedrichstraße zunächst zum Bundesgesundheitsministerium (BMG) gezogen. Durchs Regierungsviertel ging es zu einer Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor. Wir lieben unseren Beruf und wollen uns nicht von der Politik ausverkaufen lassen. Deshalb kämpfen wir für unsere Zukunft. Und für die Apotheken vor Ort, heißt es von der Veranstalterseite.
Trillerpfeifen, Tröten und Sprechchöre tönen durch Berlin-Mitte. Hunderte Menschen mit Plakaten und Westen demonstrieren gegen die Politik der Bundesregierung. „Wir sind da auch in der Nacht, wenn die Post noch Pause macht“, heißt es weiter.
Wir fordern von der Politik vernünftige Rahmenbedingungen“, erklärt Initiator Wilke auf der Demo. „Wir wollen, dass die Apotheken auch in 20, 30, 40 Jahren noch ihren Dienst machen und die Patienten vor Ort versorgen können. Das ist, weswegen wir heute hier stehen.“
Angeschlossen hatte sich auch die Apothekengewerkschaft Adexa. Deren Vorsitzender Andreas May hielt bei der Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor eine Rede, in der er die Ungleichbehandlung ausländischer Rx-Versender und inländischer Prösenzapotheken sowie das Abrücken der Bundesregierung vom Rx-Versandverbot kritisierte.
Seit zweieinhalb Jahren – seit dem Rx-Boni-Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Oktober 2016 – würden die Apotheker gegen diese Einflussnahme aus Brüssel kämpfen.
Die Situation der Apotheken spiegele sich auch in den Arbeitsbedingungen der 142.000 Apothekenmitarbeiter in Deutschland. Die Angestellten spürten das bei den Tarifverhandlungen. „Die wirtschaftliche Lage ist seit zweieinhalb Jahren unsicher.
Doch nicht nur Bundesregierung und EU sollen auf die Situation aufmerksam gemacht werden, auch die Bevölkerung.
Dass in Deutschland statistisch jeden Tag eine Apotheke stirbt, dass mehrere tausend Apotheken wirtschaftlich in großen Schwierigkeiten sind, das ist bisher in der Bevölkerung und auch bei vielen Beobachtern noch nicht durchgedrungen.
Hilfstaxe
Ab 1. Januar gelten neue marktgerechte Preise für die Taxierung von Stoffen und Gefäßen nach der Hilfstaxe. Der Deutsche Apothekerverband und der GKV-Spitzenverband haben sich auf neue Anlagen 1 und 2 zur Hilfstaxe geeinigt, die DAV-Mitgliederversammlung stimmte kürzlich auch schon zu. Demnach sollen die vereinbarten Preise der Stoffe und Gefäße für Rezepturarzneimittel an die tatsächliche Marktsituation angepasst werden.
Verpackungsgesetz
Ab dem 1. Januar 2019 gilt ein neues Verpackungsgesetz. Auch die öffentlichen Apotheken – und zwar nicht nur die mit Versandhandelserlaubnis – müssen hier tätig werden. Sie müssen prüfen, ob ihre Lieferanten von Serviceverpackungen die notwendige Beteiligung an einem Entsorgungssystem übernehmen. Bei anderen Verpackungen, insbesondere Versandverpackungen, sind weitere Schritte nötig.
Neuer Rahmenvertrag
Zum 1. Juli 2019 soll der neue Rahmenvertrag in Kraft treten. Der DAV und der GKV-Spitzenverband haben sich nach jahrelangen, grundsätzlichen Verhandlungen auf einige wichtige Änderungen geeinigt, die den Apothekern den Arbeitsalltag erleichtern können. Beispielsweise soll es Änderungen bei der Abgabe von Import-Arzneimitteln geben und eine neue Definition von „Nicht-Lieferbarkeit“, damit in solchen Fällen Retaxationen schwerer möglich sein werden.